GESCHICHTE DER BAU- UND WOHNGENOSSENSCHAFT NUENENEN
Ende der Kriegsjahre. 1945 war das Angebot auf dem Wohnungsmarkt sehr schwach. Günstige, angemessene Wohnungen waren nicht vorhanden. Familien mit kleineren Einkommen konnten die verfüg baren teureren Wohnungen nicht bezahlen. Der Druck nach preiswerteren Wohnungen wurde immer stärker und die Grundidee zu einer Selbsthilfeorganisation immer spürbarer. Schon nach dem ersten Weltkrieg wurden Genossenschaften gegründet. Sie wurden damals von finanzkräftigen Partnern. sowie der Eisenbahngenossenschaft und der Coop-Genossenschaft unterstützt. Diesmal sollten die Genossenschaften eine Neuauflage erleben. aber ohne finanzielles Rückgrat.
Mutige Männer fanden sich zusammen und suchten nach möglichen Wegen. um neue Genossenschaften zu gründen. Dank des Einsehens der Behörden sowie der Bankinstitute erlebte das Genossenschaftswesen eine Neugeburt. Sitzungen. Besprechungen und Untersuchungen mit Fachleuten wurden durchgeführt. Statuten wurden entworfen. Die Behörden der Stadt Thun stellten ihre Baulandreserven zur Verfügung. Gewisse Voraussetzungen und Bedingungen wurden von den Behörden verlangt: Baurechtsverträge für 99 Jahre, Verzinsung des Baulandes, das Erstellen von einfachen, komfortablen und preisgünstigen Wohnungen. Die Genossenschaften mussten selbst tragend werden.
So entstand auch die BAU- UND WOHNGENOSSENSCHAFT NUENENEN
Die erste Etappe wurde zwischen Gantrischstrasse, Nünenenstrasse und Bürglenstrasse entworfen und gebaut. Da in der Mitte der Überbauung die Nünenenstrasse war und ausserdem der Berggipfel Nünenen vom Stockhorngebiet von der Nünenenstrasse aus zu sehen ist, wurde der Name Nünenen-Genossenschaft gewählt. Kaum war die erste Etappe im Bau konnte von der Gemeinde Thun Land im Baurecht für die zweite Etappe an der Feldstrasse reserviert werden. Das Projekt für die erste Etappe wurde 1946/1947 entworfen. Bis alle Verträge und finanziellen Beteiligungen bereinigt waren lief die Zeit fast davon. Nach dem Überwinden zahlreicher Schwierigkeiten konnte jedoch ab 1948 gebaut werden.
Erste Etappe: Bauanfang 1948
12 x Drei-Zimmerwohnungen
06 x Zwei-Zimmerwohnungen
12 x Vier-Zimmerwohnungen
(2 Häuser)
Total 30 Wohnungen
Zweite Etappe: Bauanfang 1950
In der Zweigeschosszone wurden 4 Häuser zu je 4 Drei-Zimmerwohnungen geplant und gebaut.
Total 16 Wohnungen
Beim Bau der ersten Etappe wurde als Neuheit eine Wohnungszentralheizung erstellt. Der Heizkessel befand sich in der Küche und die Kohle musste im Keller geholt werden. Für die Küchen und Badezimmer wurde ein Gasboiler montiert der Warmwasser lieferte. Für damals waren Etagenzentralheizungen und Badezimmer mit Warmwasser schon ein Luxus. Mit weniger Luxus wurde die zweite Etappe gebaut (Sozialwohnungen}, Diese Wohnungen sollten an kinderreiche Familien vermietet werden. Da die Kinderzimmer sehr klein waren. mussten Kajütenbetten auf gestellt werden.
Die Heizung bestand aus einem Kachelofen im Wohnzimmer mit Warmluftgittern zu den nebenstehenden Zimmern. In der Küche befanden sich ein freistehender Gasherd und ein Küchenschrank. Im Badezimmer war eine freistehende Badewanne. Das Warmwasser wurde in einem Holzheizkessel zubereitet. Im Dezember 1949 wurde die erste Etappe fertig erstellt.
Zur ersten Generalversammlung wurde im März 1950 aufgeboten. Mitwirkende: 12 Bewohner und der damalige Vorstand. Da noch keine Bauabrechnungen vorlagen. war es mehr ein Begrüssungsakt und eine Orientierung über die Bedeutung und die Ziele des Genossenschaftssinnes. Im März 1951 wurde die zweite Generalversammlung durchgeführt. Fast alle Bewohner der ersten Etappe waren anwesend.
Im Zeitraum 1955 bis 1970 wurden folgende Erneuerungen und
Verbesserungen ausgeführt:
- Installieren von halbautomatischen Waschmaschinen in beiden Etappen.
- Anbringen von Sonnenstoren.
- Pflege der Grünanlagen durch die Mieter im Turnus-System.
- Erstellen einer gemeinsamen Fernsehantenne.
- Bau einer Heizungszentrale für die 30 Wohnungen der ersten Etappe.
- Durchführen eines Renovationsprogrammes.
- Erstellen einer Heizungszentrale an der Feldstrasse (zweite Etappe).
- Sanierung der Küchen.
- Erstellen einer zentralen Warmwasserversorgung(Anschluss an Heizungszentrale).
- Neuerstellen der Badezimmer.
- Montieren von modernen automatischen Waschmaschinen.
Dies sind die Hauptmerkmale der vorgenommenen Verbesserungen. Im Jahre 1965 stellte sich die Frage:
Sollen wir eine dritte Etappe bauen, ja oder nein?
Unser Planer war Architekt Jakob Höhn. Thun. Vor gesehene Beteiligung am Projekt: Genossenschaften Schönau und Nünenen.
Ort: Burgerallee I Pestalozzistrasse.
Baurechtsland: Burgergemeinde Thun.
Bürgschaft: Gemeinde Thun.
Ausarbeitung des Bauprojektes:
Schönau 154 Wohnungen, 100 unterirdische Autoeinstellplätze
Nünenen 142 Wohnungen, 103 unterirdische Autoeinstellplätze
Geschäftshaus mit Lebensmittelgeschäft/-Restaurant/-Coiffeursalon. Gemeinsame Heizungs- und Warmwasserzentrale für alle Wohnungen.
Dies war die Grundlage für die Entstehung der dritten Etappe. Ein Millionenprojekt. das nicht so einfach zu verdauen war. Nach zahl reichen Verhandlungen mit Behörden, der Burgergemeinde, sowie einigen Bankinstituten. wurde das Projekt reif zur Genehmigung. Am 23. Februar 1966 wurde eine ausserordentliche Generalversammlung der Nünenen aufgeboten. Das Bauprojekt Burgerallee wurde den An wesenden vorgestellt. Es herrschte einmal mehr Wohnungsnot. Die Notwendigkeit zur Erstellung von Wohnungen mit günstigem Mietzins war gross. Die Beschlussfassung über das Bauprojekt Burgerallee (dritte Etappe) ergab 22 Stimmen dafür und 6 dagegen. Somit konnte die dritte Etappe gebaut werden.
Ab 1. Mai 1968 konnte das Haus Pesta1ozzistrasse 107-109-111 bezogen werden. Eine Vermietungs- Musterwohnung wurde eingerichtet. Die unterirdische Einstellhalle wurde auch fertig und die gemeinsame Heizungszentrale funktionierte.
Alle vorgesehenen Planungszeiten wurden eingehalten. somit konnte die nächste Tranche am 1.Mai 1969 zur Vermietung frei gegeben werden: Pesta1ozzistrasse 97-99-101 und das Geschäftshaus Pesta10zzistrasse 95.
Ende 1972 war die dritte Etappe fertig erstellt und vermietet. Nachträglich wurden 1975 sechzig Einstellhallenplätze neu gebaut. Seit 20 Jahren geniessen die ersten Bewohner der dritten Etappe die gut konzipierten Wohnungen der "Nünenen".